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Objektführer/ Windeck / Netzwerk Industriekultur Bergisches Land

Windeck_Grube Silberhardt
Eisenbergstr. 32 googel_map

 

 

Walter Buschmann
Grube Silberhardt

Der seit dem Mittelalter durch Überreste von Rennöfen im Siegen-Wieder Bezirk nachweisbare Bergbau auf silberhaltige Bleierze stand um 1250 bereits in hoher Blüte und wurde in der Folgezeit durch die Grafen und Herzöge von Berg gefördert. In Morsbach wurde der Bergbau 1311 erstmals erwähnt. Der Überlieferung nach soll auch die Grube Silberhardt aus dem 14. Jahrhundert stammen.

Die Einrichtung einer Bergbehörde, 1538 auf der Burg Windeck, der Erlaß der Jülich-Bergischen Bergordnung und die Erweiterung des technischen Fachwissens durch Bergleute aus Sachsen und dem Mannsfelder Revier gab dem Bergbau im oberbergischen Land Auftrieb. 1576/77 waren zahlreiche Windecker Gruben bekannt, darunter drei Anlagen in Rosbach. Die erste urkundlich belegbare Belehnung der Silber- und Bleierzgrube Silberhardt am Kohlberger Gangzug ist 1752 nachweisbar. In den 1790er Jahren wurde der in sehr engen Dimensionen aufgefahrene alte Stollen ersetzt und ergänzt durch den Oberen Stollen. 1820 bis 1834 entstand der 750 Meter lange Tiefe Stollen. 40 Bergleute waren in der Grube beschäftigt. Das Erz wurde zur Verarbeitung mit Pferdefuhrwerke in das 1825 erbaute Pochwerk im Ortsteil Poche transportiert. Der erste Einsatz einer Dampfmaschine für Wasserhaltung, Förderung und Bewetterung ist für 1853 überliefert.

Die 1861 fertig gestellte Eisenbahn Köln – Siegen mit Erzverladebahnhöfen in Schladern und Au verhalf dem Erzbergbau in der Region Windeck zu hoher Blüte. Von insgesamt 500 Bergleuten arbeiteten 300 in der Grube Silberhardt.

1873 entstand zum Betrieb der Grube Silberhardt nach holländischem Recht die Aktiengesellschaft Ertsdelverij Amsterdam. Unter Leitung des Betriebsdirektors Knops wurde ein Schacht abgeteuft, mit einer ersten Sohle bei 55 Meter und in den folgenden acht Jahren mit weiteren Tiefbausohlen bei 83, 105 und 130 Meter. Der Schacht war ausgestattet mit einer 85 PS starken Wasserhaltungsmaschine und einer Zwillingsfördermaschine mit 35 PS Leistungsstärke.

Die Hochblüte der Grube Silberhardt war nicht von langer Dauer. Schon 1879 sollte die Anlage verkauft werden. In der Verkaufsanzeige ist erstmals von dem Direktions- oder Steigerhaus die Rede. 1881 wurde der Bergwerksbetrieb kurzfristig und 1883 endgültig eingestellt.

Es gab verschiedene Wiederbelebungsversuche des Bergbaus am Kohlberger Gangzug.1920 bis 23 wurden die alten Stollen durch die Fa. Thyssen wieder aufgewältigt. Der bergische Bergbau war durch den Verlust der lothringischen Minettegruben wieder interessant geworden. Doch weder diese Initiative, noch die Verwertungsuntersuchungen im Rahmen der Autarkiebestrebungen des Deutschen Reichs nach 1933 führten zu einem neuen Bergbaubetrieb der Grube Silberhardt. 1997 wurden die Stollen der Grube Silberhardt für touristische Zwecke wieder aufgefahren. Seit 1999 können Besucher in das Bergwerk einfahren.

In baulicher Hinsicht blieb von den Übertageanlagen nur das 1879 erwähnte Direktions- oder Steigerhaus erhalten.

Das um 1875 erbaute Steigerhaus ist ein zweigeschossiger, traufständiger Fachwerkbau mit Ziegelausfachung auf massivem Sockelgeschoß in Hanglage. Zur Straße ist das Sockelgeschoß in voller Höhe sichtbar. Der Mitteleingang in der fünfachsigen Trauffassade wird über eine später erneuerte einläufige Freitreppe erschlossen. Das Fachwerk wird geprägt durch geschoßhohe Andreaskreuze und kleine Andreaskreuze unter in den Brüstungsfeldern der Fenster. Die Fachwerkbalken sind durch Fasen an den Holzkanten verziert und die aus der Wand herausragenden Deckenbalken tragen zurückhaltende Profilierungen. An die Rückfassade ist ein schmaler, gebäudehoher Erker mit zweiflügliger Einganstür vorgesetzt. Die Fenster sind ohne Sprossenteilung in jüngere Zeit erneuert. Die Ausfachungen wurden freigelegt und das Ziegelmauerwerk rot und die Fugen weiß gestrichen. Ausweislich eines im Haus aufgehängten historischen Fotos, war die Ausfachung zumindest zeitweise weiß geschlämmt.

Das Haus ist im Inneren wie ein Mittelflurhaus organisiert. Hinter der Hauseingangstür führt der Mittelflur zu einer gewendelten Holztreppe mit profilierten Geländerstreben. Die Zimmertüren der Bauzeit sind weitgehend erhalten. Im ersten Obergeschoß ist vom Treppenhaus eine separate Wohnung durch eine breite Holztür mit Buntverglasung und Messingdrücker abgetrennt.

Auch im Sockelgeschoß gibt es einen mittigen Erschließungsgang, der vermutlich ursprünglich einen direkten Zugang von der Straße aus hatte. Beidseitig des Ganges werden die Räume durch hohe Kappendecken auf Doppel-T-Trägern überspannt. Im Gang ist der ursprüngliche Bodenbelag mit Sand- und Schieferplatten teilweise erhalten.

Das Steigerhaus in Windeck-Rosbach ist ein Zeugnis des weit in die Geschichte zurückreichenden Bergbaus im Siegen-Wieder Revier. Das Gebäude ergänzt in seiner Aussagekraft hervorragend die schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite wieder aufgewältigten Stollen der Grube Silberhardt. Nach der erwähnten Verkaufsanzeige von 1879 waren in dem Gebäude Obersteiger-, Steiger- und Schmiedemeisterwohnung untergebracht. Wahrscheinlich gab es im Erdgeschoß Büroräume und das geräumige Sockelgeschoß wird auch zur Einlagerung von Gerät und Gezähe gedient haben.

Literatur
Löttgen, Otto-Ernst: Festschrift zur 700-Jahr Feier der Gemeinde Rosbach, 1950

Esser: Der bergische Bergbau im 18. Jh., Elberfeld 1936

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